Dieser Beitrag spiegelt wie alle anderen auch, meine Meinung aufgrund von meinem persönlichen Erfahrungsschatz und Recherche wieder.
Ich bin weder für eine Verherrlichung von einer „Heilpflanze“ noch für eine Verurteilung derer welche aktuell der Meinung sind, dass Cannabiskonsum ihnen irgendwie hilft und ihr Leben erleichtert.
Ich selbst habe sehr früh meinen ersten Joint probiert und insgesamt über 20 Jahre mit einigen Pausen, mehr oder weniger täglich gekifft. Ich möchte mit dir in diesem Beitrag teilen, warum ich angefangen habe, was es mir gebracht hat, wie es mich gebremst hat und warum ich durch abwägen meiner persönlichen Pro’s und Con’s entschieden habe endgültig damit aufzuhören.
Die Verfechter von Cannabis als Heilpflanze geben verschiedene positive Argumente an warum Cannabis hilfreich ist. Sei es um die eigene Kreativität zu fördern, besser zu schlafen, das zelebrieren im sozialen Umfeld oder sogar, dass es besser ist als chemische Antidepressiva.
Das es Menschen friedlicher macht und ganz im Gegensatz zu Alkohol keinerlei Agressives Verhalten fördert.
All dies habe ich erlebt.
Die Gegner von Cannabiskonsum teilen eher negative Aspekte wie Suchtverhalten, Drogenabhängigkeit, Lethargie und Wesensveränderungen sowie ein durchaus erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie das entwickeln einer Psychose.
Auch diese Argumente sind real.
Angefangen habe ich wie wahrscheinlich viele aus purer Neugier, welche wohl auch in meiner ADHS Impulsivität gründet. Nach anfänglicher Euphorie und vielen Lustigen Abenden in geselligen Runden habe ich mich über die Monate so daran gewöhnt, dass es irgendwann teil meines alltags wurde. Die soziale Komponente, war für mich als autistisches Teenager Mädchen welches viel mühe hatte sich irgendwo zu integrieren ein wichtiger Teil. Plötzlich gehörte ich wie selbstverständlich einer Gruppe an, was ich natürlich geschätzt habe.
Über die Jahre hat sich mein Cannabiskonsum in meinen Alltag eingeschlichen und vor allem als Entspannungshilfe gedient. Ja, es hat mir lange Zeit meines Lebens geholfen, mit dem ganzen Stress den ich unbewusst in mir getragen habe besser umzugehen. Es wurde von einem ich möchte zu einem ich muss – was ich nie egal bei welchem Thema, als eine positive Entwicklung sehe. Weil ab dann, die Kriterien der Sucht erfüllt sind.
Wie ehrlich wir jedoch dabei zu uns selbst sind, ist eine völlig andere Geschichte.
Ich wusste damals auch noch nicht das ich Autistin bin und Adhs habe. Ich hatte auch keine Ahnung warum ich täglich überhaupt so viel Stress hatte. Ich wusste nicht wie ich besser Stress reduzieren kann und warum die gängigen Methoden bei mir scheinbar nicht genug greifen konnten.
Erst als mir meine Reizfilterschwäche bewusst wurde und ich verstand wie ich besser damit umgehe und gelernt habe mich selber besser zu spüren ist mein Stresslevel massiv gesunken.
Eigentlich habe ich genau das Gegenteil getan. Mithilfe von Cannabis konnte ich meine autistischen Bedürfnisse nach mehr Ruhe und auch soziale Schwierigkeiten übergehen. WAs langfristig jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass ich anders bin und funktioniere als die meisten.
Es hat mir geholfen, ein Abschnitt meines Lebens zu überleben, in dem ich völlig gegen meine Natur versucht habe zu leben.
Kiffen reduziert Stress, weil es vor allem Emotionen und Gefühle betäubt. Man fühlt sich gelassener und vieles wird einem ein bisschen mehr egal. Die passiert jedoch eher unbewusst und man merkt erst wieviel mehr man wieder fühlt, wenn man mit dem Kiffen über längere Zeit aufgehört hat.
Durch die grössere Fähigkeit abzuschalten, verbessert sich natürlich auch die Schlafqualität. Da guter Schlaf sowohl für Menschen mit ADHS als auch für Menschen mit Autismus ein grosses und oft schwieriges Thema ist, macht es Sinn das viele davon positiv auf den Konsum von Cannabis ansprechen.
Doch mit dem THC induzierten besseren Schlaf, verlieren die meisten wie auch ich stark die Fähigkeit sich an die nächtlichen Träume zu erinnern.
Dies war auch bei mir so, sobald man eine Pause des Konsums einlegt, kehrt diese Erinnerung jedoch nach ein paar Tagen zurück. Was in der ersten Zeit, auch hier möchte ich ehrlich sein, eher zu unangenehmen Alpträumen führt. Doch lieber stellt man sich eines Tages den inneren Schatten und geht durch solche Erfahrungen, als sein Leben lang vom Unbekannten wegzulaufen.
Da unser Unterbewusstsein vieles in Träumen verarbeitet, diese auch Botschaften für uns enthalten können und man allgemein von einer aktiven Traumerinnerung auch profitieren kann, weil es eine völlig neue Welt zu entdecken gibt, in z.B. Luziden Träumen oder sogar Astralreisen. Darum empfand ich diese Nebenwirkung vom Kiffen immer als sehr schade. Mehr über meine Erfahrungen zum Thema Träumen erfährst du in meinen Videos „My Story Behind“ oder der Podcastfolgen über das Astralreisen.
Ja, kiffen kann also sehr entspannend für einen gestressten oder sehr umtriebigen Geist wirken, jedoch tritt nach einiger Zeit auch eine Lethargie bzw. Antriebslosigkeit und auch Lustlosigkeit ein, die Energie vermindert sich. So lösen unsere alltäglichen „to Dos* noch mehr stress in uns aus als üblich und das verlangen nach mehr kiffen wächst – ein Teufelskreis.
Da ich mit 16 Jahren das erste mal Mutter geworden bin, damals schon von zu Hause in meine erste eigene Wohnung gezogen bin und einen eigenen Haushalt zu schmeissen hatte, habe ich mir über viele Jahre angewöhnt hauptsächlich nach Feierabend zu kiffen um erst alles nötige erledigt zu bekommen.
Ich war eine wirklich lange zeit meines Lebens überzeugt davon, dass es mir tatsächlich besser geht mit Cannabis und der Verzicht darauf eine Verschlechterung meiner Lebensqualität für mich bedeuten würde.
Wäre ich in meinem alten Berufsumfeld geblieben, hätte ich es wohl auch nicht geschafft jemals mit dem Kiffen aufzuhören. Weil mir das Kiffen auch ermöglicht hat, mein natürliches Wesen so sehr zu übergehen, dass ich in einem Beruf arbeiten konnte welcher absolut ungeeignet für mich und meine Bedürfnisse war.
Obwohl ich mein Berufsumfeld und allgemein mein Lebensumfeld bereits verändern konnte, im Sinne von, Autismus und ADS freundlich, fiel es mir vor allem aufgrund der mächtigen Gewohnheit über die vielem Jahre sehr schwer diese abzulegen. Doch die Aussicht auf das Einsparen vieler Kosten, (billig ist kiffen ja nicht gerade) eine verbesserte Gesundheit mit mehr Motivation und Energie und auch das wegfallen des immer etwas zu besorgen haben mich motiviert es durchzuziehen.
Das schlimmste war anfänglich das einschlafen können, es ist normal für alle Menschen, bei einem Absetzen von THC erstmal ca.2Wochen schlechter schlafen zu können. Doch bei ADHS und Autismus ist das eine völlig andere Liga, erst als ich nun wirklich mehrere Wochen damit aufgehört hatte, habe ich erkannt, dass mein einschlafen wohl immer schwierig bleiben wird, da ich aufgrund eines rennenden ADS Geistes und viel zu vieler autistischer Gedanken schlecht zur Ruhe komme.
Dazu muss ich noch erwähnen, dass ich von der langfristigen positiven Wirkung von Meditation und Hypnose zur Ausrichtung des Geistes und besserem Umgang mit Stress absolut überzeugt bin.
Doch können auch jegliche Entspannungsübungen und Meditation, dieses akute Problem meist nicht ausreichend lösen. Darum habe ich durch gründliche Recherche eine für mich wundervolle Lösung gefunden Melatonin Tabletten. Melatonin ist unser körpereigenes Schlaf Hormon, welches im autistischen Gehirn tatsächlich oft vermindert produziert wird. Die Einnahme diese Hormons hat keinerlei Nebenwirkungen wie andere chemische Schlafmittel und macht es für mich möglich gut ein und durchzuschlafen ohne eine verminderte Traumerinnerung.
Ich habe nach ein paar Wochen ohne Cannabis auch festgestellt, dass ich viel verbundener mit mir selbst und meinen Gefühlen bin.
Kiffen reduziert ja nicht nur stress und unsere negativen Gefühle, es wird nicht unterschieden und so flachen auch unsere positiven Empfindungen mit der Zeit ab. Die typisch für ADHSler grosse Begeisterungsfähigkeit sinkt. Traurigerweise so schleichend, dass wir es bewusst nicht einmal wahrnehmen.
Erst ohne THC im Körper weiss man, wie sehr es doch Einfluss auf das eigene Wesen genommen hat.
Zur Kreativität kann ich nicht viel sagen, ich hatte mein Leben lang eine Menge davon und auch heute, viele Monate nach meinem letzten Joint mangelt es mir nicht daran.
Kiffen ist ein Hilfsmittel, besser mit uns selber klarzukommen, doch mit wachsender Reifung unserer selbst, wachsen auch unsere Fähigkeiten dies auf eine andere Weise zu tun.
Der langfristige Konsum von Cannabis ist eigentlich eine stetige Flucht vor uns selbst und unserem wahren Wesen.
Lernen unangenehme Emotionen und Gefühle weder zu verleugnen noch zu verdrängen sondern uns ihnen zu stellen sie zu fühlen und auszuhalten, ist sehr viel hilfreicher als zu versuchen diese zu betäuben. Weil genau das ist das Problem, nur weil etwas betäubt ist und darum vorübergehend nicht von uns wahrgenommen werden kann, ist es nicht aufgelöst.
Der Umgang mit der weitaus sensibleren und auch grösseren Wahrnehmung die mit ADHS und Autismus einhergeht, kann sehr überfordernd sein.
Das verstehe ich sehr gut, aber es gibt Wege das zu lernen und die wundervollen Seiten dieser aussergewöhnlichen Weltsicht schätzen zu lernen. Ich möchte mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung nicht mehr einschränken oder Aspekte meiner selbst betäuben.
Kiffen löst keine Probleme, es verschiebt sie nur auf später. Doch raubt es dir mit der Zeit die Motivation und nötige Kraft dich eigenständig damit auseinanderzusetzen.
Mein Fazit nach über 20 Jahren Cannabiskonsum:
Es war für mich ein Hilfsmittel in einer Welt zu funktionieren, die nicht für mich gemacht schien. Seit dem klaren Wissen und der Erkenntnis, dass ich Autistin mit ADS bin. Habe ich viele andere weniger riskante und für mich auch bessere Möglichkeiten gefunden um glücklich ich selbst zu sein. Zufriedener mit meinem Zeitmanagement zu sein. Mit dem Stress besser umzugehen und mein Leben so zu leben wie es für mich richtig ist.
Kontaktiere mich gerne, wenn du weitere Fragen hast oder gerne auch das Kiffen hinter dir lassen möchtest.