Heute weiss man, dass zwischen 50-ca.70% aller Menschen mit Autismus gleichzeitig die Bedingungen für eine ADHS bzw.A DS Diagnose erfüllen.
Bei den Menschen mit ADHS sind es ein bisschen weniger, ca. 30% davon erfüllen gleichzeitig die Kriterien für Autismus.
So ähnlich sich diese zwei Diagnosen auch sind, so unterschiedlich können sie sich in einem Menschen zeigen.
In diesem Beitrag teile ich mit dir 5 Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass ADHS und Autismus gleichzeitig vorhanden sind.
Ich selbst bin mit 35.Jahren mit beidem spätdiagnostiziert worden und auf mich persönlich trifft jeder Punkt ziemlich ins schwarze.
Wie fühlt es sich also an, gleichzeitig autistisch und adhs¨lerin zu sein?
- Die ständigen inneren Konflikte und Wiedersprüche meiner Eigenschaften
Ich glaube genau das ist mit ein Grund, warum so viele Menschen erst später im Leben diagnostiziert werden und auch ich erst mit über 30.Jahren selber erkannt habe, dass ich Autistin bin und ADS habe.
Natürlich waren die Anzeichen schon immer da aber eben sehr wiedersprüchlich, von einem extrem in ein anderes zu fallen ist typisch für Menschen mit ASS & ADHS. Von mega sozial und stark daran interessiert neue Kontakte zu knüpfen zu ich möchte lieber tagelang niemanden sehen und blos nicht öffentlich angesprochen werden. Oder der Wunsch viel zu unternehmen und neues zu erleben, zu einer völligen überforderung und unwohl sein in neuen Situationen. Von ich unterhalte eine ganze Gruppe mit tollen Geschichten und Themen, zum nächsten moment wo mir Menschen viel zu viel sind und ich dringend alleine sein muss. Vom dringenden Wunsch nach ordnung, routinen und immer gleichen Abläufen zur spontanen umorganisation und unfähogkeit meine PLäne einzuhalten oder durchzuführen. Vom unbändigen Wunsch nach Freiheit und Abenteuern, zum Rückzug in meine eigene kleine sichere und immer möglichst gleiche Welt und Gewohnheiten.
Es ist eine tägliche Herausforderung zu entscheiden, welche Wesensart von mir gerade stärker zum vorschein kommt und wie damit umzugehen wenn dies völlig unvorhergesehen wechselt. - Die Frage ob ich eher Kopfmensch oder Gefühlsmensch bin, konnte ich in meinem Leben nie eindeutig beantworten.
- Die besonderen Eigenschaften scheinen sich oft gegenseitig auszugleichen
Menschen mit ADHS haben oft mehr Chaos als Ordnung in ihrem Leben und darum oft schwierigkeiten, ihren Haushalt gut zu organisieren oder vergessen ständig dinge wie z.b. Einkaufen usw.
Menschen mit Autismus achten oft penibel auf Ordnung und ihre eigene Struktur, wissen genau, wann welche Produkt nachgekauft werden muss oder wie sie ihre Wäsche falten damit es ein einheitlich ordentliches Bild im Schrank ergiebt.
So „ertrinken“ Menschen mit beiden Diagnosen nicht im typischen ADHS Kreativ Chaos, haben aber auch nicht die penible immer gleiche Ordnung und Struktur wie Menschen mit purem Autismus.
Autistische Menschen mögen Gewohnheiten und haben eher Schwierigkeiten neue Menschen/ Parter kennenzulernen und in ihr Leben zu integrieren. Halten darum stark an bereits bekannten Menschen, Freundschaften und Beziehungen fest. Auch wenn es vielleicht sogar besser wäre für sie loszulassen.
Menschen mit ADHS haben eher die tendenz, sich schnell zu langweilen und darum auch eher instabile, kurzanhaktende Beziehungen und ständig wechselnde Beziehungen und Freundschaften. Auch häufiger wechsel des Wohnortes sind bei ihnen keine seltenheit.
Auch hier können sich die unterschiede im Wesen ausgleichen und die Beziehungen trotz impulsivem Verhalten stabiuler gestalten als bei purem adhs und doch flexibler als bei absolutem Autismus. - Eine eher unübliche Vielfalt an spezial interessen aus autistischer sicht und eine grössere stabilität und beständigkeit in den interessen aus ADHS sicht
Beim typischen Autisten gibt es die sehr eingeschränkten interessensgebiete mit denen sich der Autist sein Leben lang tagt ein tag aus am liebsten beschäftigt.
Der typische ADHSler ist schnell begeisterungsfähig, doch kann morgen ein Thema für das er noch gestern FFeuer und Flamme war, schon völlig uninteressant geworden sein.
Wenn beide extreme sich in einer Person vereinen, kann das ein langfristiges interesse und wiederkehrende begeisterung für eine grössere vielfalt an themen ergeben. Was die Fähigkeit steigert an etwas dran zu bleiben, wieder zur seite zu legen und ein paar jahre oder monate später plötzlich wieder eine begeisterung dafür zu finden. - In unterschiedlichen Situationen treten verschiedene Versionen des eigenen Wesens auf
Typisch autistisch, bin ich schnell überreizt wenn ich ohne meine Noise cancelling Köpfhörer das Haus verlasse, Verkehrslärm macht mir schwer zu schaffen und ich hasse es in vollen öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, weil ich die Nähe zu fremden Menschen absolut nicht ertragen kann. Wenn ich aber auf einer Party bin an der die Musik gespielt wird die ich mag, macht mir die Hitze und ein enger Dancefloor sehr viel weniger aus. - Wenn ich mich ganz ehrlich zu mir selbst mit beiden Themen auseinandersetze und erzählungen von menschen mit beiden Diagnosen höre erkenne ich mich stark darin wieder.
Für mich persönlich ist es ein Leben der extreme. Extrem intensive Gefühle und Wahrnehmungen können im nächsten moment völlig dumpf und abgeflacht sein, totale verwirrtheit was ich gerade tun will, wandelt sich plötzlich zu absoluter klarheit und einem festen PLan.
ES kann täglich ein innerer Kampf sein oder freude und dankbarkeit darüber, dass mein Wesen mein Leben umso spannender und mich sehr oft einfach lebendiger fühlen lässt.
Ein ständiger Wandel von depressionen, zu euphorie und wieder in eine völlige ausgeglichenheit und Balance, schwer zu erfassen. Sowohl für mein Umfeld als auch für mich selbst.
Vielleicht hast auch du dich beim lesen im einen oder anderen Punkt angesprochen gefühlt? Natürlich ersetzt eine Eigeneinschätzung bzw. Selbstdiagnose keine professionelle Einschätzung und Abklärung bei einem Psychiater. Aber vielleicht ist es der erste Schritt deiner tiefen Selbsterkenntnis.